AKT 3
Abstract
Anna Jaun und Yvonne Siegenthaler
Akt III ist ein transdisziplinäres Projekt, in welchem sich die beiden Disziplinen Modedesign und
Malerei vereinen. Die beiden Künstlerinnen und Kunstvermittlerinnen schöpfen aus
ihren jeweiligen Erfahrungen und Hintergründen, Yvonne aus dem Modedesign und
Anna aus der Malerei.
Untersucht wird das Zusammenspiel von Malerei und Kleid in einer dritten Disziplin, der
Performance. In einem Wechselspiel ist der Stoff anwesend als Kleid und wird
gleichzeitig zur Leinwand. Der Körper, die Bewegung und der Kragen als Code, lassen
die Leinwand als Kleid erkennen. Mit Pinsel und Farbe wird der Stoff bemalt und durch
diesen Eingriff zum Malgrund. Die Malerin reagiert auf das Vorhandene und dessen
Trägerin. So wechseln sich die Akteurinnen ab und eine gegenseitige Abhängigkeit von
Mode und Malerei entsteht.
Es ist eine Bildfläche die in Bewegung ist. Das Bild fliesst stetig ineinander und
übereinander - der Betrachter sieht mal mehr Kleid, dann wieder Leinwand. Nicht Anna
hat die Entscheidung welchen Teil der Leinwand sie bemalt, sondern dessen Trägerin
Yvonne, da sie das Kleid, welches in der Performance zur Leinwand wird, nach ihrem
Empfinden umhängt und so eine andere Fläche für die Malerei zur Verfügung
stellt. Anna greift als Malerin in das Kleid ein, indem Sie dieses als Leinwand nutzt.
Yvonne greift wiederum in das Bild ein, indem sie es als Kleid nutzt, es umhängt und
neu formt. Das gegenseitige Eingreifen benötigt Vertrauen und wird zu einem Frage-
Antwort Spiel der beiden Künstlerinnen. Die Leinwand, ein Stoff, ist das verbindende
Element dieser beiden Disziplinen und wird in der Malerei sowie in der Mode zur
Gestaltungsfläche. Die Anwendung ist jedoch unterschiedlich. In der konventionellen
Malerei wird der Stoff auf einen Keilrahmen gespannt und verliert so die Bewegung,
seine weichen Eigenschaften und die Anpassungsfähigkeit. In der Mode steht der Stoff
immer dem Körper gegenüber, er wird zur Hülle, zur zweiten Haut, zu einer Erweiterung
des Körpers. Er kann den Körper deformieren, unterstützen, betonen oder verstecken.
In der Mode wird der Stoff zur Gestaltungsfläche, die zwischen Träger und Betrachter
vermittelt.
In Schrift und Bild versuchen Anna und Yvonne in dem gemeinsamen Projekt ihre
Eindrücke und Vorstellungen einander mitzuteilen. Dazu kommunizieren sie sowohl
über Briefe als auch über das gemeinsam gesammelte Bildmaterial. Dabei wird ein
neuer Spannungsbogen zwischen beiden Disziplinen geschaffen.
Die gemeinsame Arbeit fordert es, sich auf die gegenüberliegende Position einzulassen
und sich seiner Eigenen sehr bewusst zu sein. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem
Wir, dem Du, dem Ich und dem gemeinsamen Akt.
