Analoger Fotoworkshop TICK KLACK: 1 Einwegkamera, 27 Bilder, 8 Stunden
Abstract
ABSTRACT
Fabian Unternaehrer
info@fu-photo.ch
Minor Kulturvermittlung
Mentorat: Esther van der Bie & Stefan Sulzer
Mit Einwegkamera und Proviant im Gepäck ziehen
wir los in Richtung Wald. Unser Handy liegt dabei
versiegelt im Rucksack. Wir schauen und fotografieren
ab jetzt Natur. Jedes belichtete Bild zählt.
Für 8 Stunden bleiben wir dafür inmitten
und umgeben von Bäumen.
Thema
Stets von digitalen Schnellschussfotoappa-
raten, überhaupt von einer brachialen Bilder-
flut und schlussendlich mehrheitlich hilflos ei-
nem Ansturm von Reizen und Ablenkungen
ausgeliefert, zielt dieser Workshop darauf ab,
sich dem eigentlichen Moment, dem Hier und
Jetzt zu widmen, dem entscheidenden Ort
und Augenblick also, wo Fotografie tatsäch-
lich geschieht.
PLANUNG UND METHODE
Mittels Sinnes- und Wahrnehmungsübungen
stimmen wir uns auf die facettenreiche Wald-
kulisse ein. Die erste Phase dieses Kurses gilt
der erhöhten Konzentration und Wahrneh-
mung auf die Umgebung. In der zweiten Pha-
se überlegen wir uns nach einem theoreti-
schen Input zur seriellen - (Bilderkette mit
ähnlichen, sich wiederholenden Elementen)
sowie zur kaleidoskopartigen Fotografie (Bil-
dergeflecht mit zusammenführenden Elemen-
ten) ein Konzept, vielleicht auch ein Zweites,
welches wir schriftlich festhalten. Von die-
sem gehen wir aus, es ist unser Ziel. Was vom
Entwurf hin bis zum Resultat alles passieren
kann, lassen wir offen, wir werden sehen. Der
konzeptuelle Rahmen ist jedenfalls gelegt, die
beiden Extreme aufgezeigt. Nun geht es um
die eigene Verortung darin. Was zur dritten
Phase führt, zur Umsetzung. Es geht auf Bil-
dersuche.
ERGEBNIS
Der eingelegte Film ist nun limitiert auf 27
Bilder. So entsteht eine ungewohnte Ein-
schränkung durch das Medium selbst. Das
Wegwerfgerät, unser Arbeitsgerät, wird so
omnipräsent. Ob der Auslöser betätigt wird
oder nicht, überlegen wir uns daher gut. Viel-
leicht entscheiden wir intuitiv, ergreifen die je-
weils gegebene Gelegenheit. Wir erleben je-
doch, und das hat dieser Workshop zum Ziel,
eine Entschleunigung und genau dadurch eine
Intensivierung des fotografischen Moments,
gerade auch dank der digitalen Entkoppe-
lung. Die Verlangsamung des Tages, mit sei-
ner eigenen Erscheinungskulisse, bringt und
birgt indes neues gestalterisches Potential.
Wir haben hingegen kaum Kontrolle über die
mechanische Einstellung der Kamera, noch
die Möglichkeit zur nachträglichen Korrektur
der jeweils erzielten Resultate. Dafür bleibt
viel Platz für spielerische Experimente.
Ergebnis und Ausblick
Das Spannungsfeld zwischen Freiheiten und
Unfreiheiten ist ein wichtiger Apekt innerhalb
dieses Minor Projekts: Wie gehen die Teilneh-
menden mit dieser Aufgabe und Situation
um, was treibt sie an, wie entwickeln sie ihre
Vorhaben, wie bewerten sie das Fehlen des
Handys bezüglich ihrer fotografischen Arbeit,
wie erleben sie ihren präzisen Fokus auf den
entscheidenden Moment? Wie äussert sich
diese erhöhte Konzentration und Wahrneh-
mung bei einer vorgegebenen Ökonomie des
Materials? Aber auch, wie formulieren sie ein
fotografisches Konzept, wie stellen sie eine
Fotoserie zusammen, wie adaptieren und
entwicklen, wie präzisieren und präsentieren
sie ihr Projekt? Mit den fünf Teilnehmern ha-
ben wir die Resultate gesichtet, eine Auswahl
getroffen, die Bilder gedruckt, die Konzepte
ausformuliert, die Bilder jeweils zur Serie zu-
sammengestellt sowie ausgestellt und Stel-
lung dazu bezogen, sie einander präsentiert.
Ausblick
Der Fotografie-Workshop wurde im Hinblick
auf eine Integration innerhalb eines instituti-
onellen Rahmens gestaltet. Das Konzept kann
dabei zeitlich adaptiert, ausgebaut sowie auf
diverse Altersklassen und fotografische Ni-
veaus hin entwickelt werden.



