Auszug: Lecture Tagebuch
22.03.
Vor mir liegt die Schärfkiste.
Ich nehme ein Messer an mich.
Den Schleifstein hebe ich aus dem Wasser und lege ihn mit seiner groben Seite auf einem Handabtrocknungspapier damit er nicht wegrutscht.[1]
Das nächste Messer wartet, ich nehme es an mich und betrachte es eingehend.[2]
[1]
Ich weiss, nicht jeder Tag ist geeignet zum Messer schleifen. Die Klinge fühlt sich stumpf an als ich das Messer mit dem Daumen prüfe. Wie weiss ich das wenn ich das Messer auf seine Schärfe mit einer Berührung hin prüfe? Ich fahre mit dem Daumen über der Klingenstahl, ein Hautkontakt und ich weiss dieses Messer ist stumpf. Ich berühre etwas und ich habe gleichzeitig eine Erkenntnis. Duderstadt spricht:"...in allen Fällen des Berührens immer auch von einem Berührt werden". Ja, es gibt Tage da geht das mit dem Schleifen nicht. Beim Messer schleifen ist nicht Quantität gefragt sondern die Qualität. Das Markieren der Klinge mit dem Filzstift kommt mir fast malerisch vor. Von grob zu fein, möglichst flach und im richtigen Winkel soll die Klinge auf dem Schleifstein aufliegen. Gleichmässig ziehend, flach über den Stein gleitet das Metall. Hin und her, dazwischen wässern, Metallspäne verstopfen den Stein. Das Ziel ist es einen Grat anzuschleifen. Einen ganz kleinen Grat. Kontrollblick, testen, mit dem Fingersaum spüre ich diesen ganz leicht. Klinge drehen, Stein wässern. Möglichst flach auflegen, lange Bewegungen ohne die Finger zu nah am Schleifstein zu halten um ein schmerzhaftes Abschleifen der Fingerkuppen zu vermeiden. Immer wieder fliessende Bewegungen, Kontrollblick, prüfen mit dem Finger. Den Stein zurück ins Wasser legen. Im nächsten Schritt einen neuen, feineren Schleifstein nutzen. Noch einmal von vorne. Meine Gedanken schweifen ab, das ist hinderlich. Hole meine Gedanken zurück. Konzentration auf die Bewegungen, Kontrollblick, prüfen mit dem Zeigefinger, hin und her. Am Schluss noch einmal über das Abziehleder, fertig.
[2] Heute
ist ein guter Tag.
Auszug:LECTURE TAGEBUCH_Thesis